Von Istanbul nach Mexico City: Wie ein türkisches Unternehmen den Weltmarkt erobert

Galip Yarars internationale Erfolgsgeschichte wäre ohne Fachmessen kaum möglich gewesen. Der Maschinenbauingenieur hat 1994 das auf Gießharz- und Filteranlagen spezialisierte Unternehmen TES-SAN gegründet. „Wir haben uns innerhalb weniger Jahre in der Türkei etabliert und sind mittlerweile ein gefragter Partner für die türkische Industrie“, sagt der Gründer und CEO. Zuletzt erfolgte der Umzug auf ein neues 12.000 Quadratmeter großes Fabrikgelände. Entscheidend für die Eroberung dieser Position auf dem heimischen Markt war die regelmäßige Teilnahme an der ANKIROS in Istanbul, eine der weltweit bedeutendsten Fachmessen für die Metallurgie- und die Gießerei-Industrie „Auf dieser Messe konnten wir unsere Produkte direkt den lokalen Gießereien vorstellen und so zahlreiche Aufträge gewinnen“, erklärt Galip Yarar. Darüber hinaus hat er wichtige Kontakte zu Kundinnen und Kunden aus Europa und dem Nahen Osten geknüpft.

Seit diesem Jahr bereichert die ANKIROS das Portfolio der Messe Düsseldorf. Im jährlichen Wechsel mit der ALUEXPO, einer der international größten Aluminium-Fachmessen, wird sie von der jüngsten Tochtergesellschaft des Unternehmens veranstaltet: Gemeinsam mit der Deutschen Messe AG ist die Messe Düsseldorf seit Jahresbeginn zu je 50 Prozent an der „Hannover Messe Ankiros Fuarcılık A.S.“ in Ankara beteiligt. Wolfram N. Diener, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf, hat Mitte September die ANKIROS besucht, die in ihrer ersten Ausgabe mit den Düsseldorfern an Bord um 8,5 Prozent auf 1.137 ausstellende Unternehmen angewachsen ist. „Mit dem Joint Venture festigen wir unsere Position in der Türkei und der Region, die sich durch hohe Wachstumsraten und ihre strategische Lage als Brückenkopf zwischen Europa und Asien auszeichnet“, sagt Diener. „Wir bauen zudem unsere globale Marktführerschaft für Fachmessen im Metallurgie- und Gießerei-Bereich aus.“

Unter dem Dach „The Bright World of Metals“ bringt das Unternehmen alle vier Jahre in Düsseldorf die globalen Akteure der Branche auf dem Weltleitmesse-Quartett GIFA, METEC, THERMPROCESS und NEWCAST (GMTN) zusammen. Hinzu kommen 16 Fachmessen von Lateinamerika bis Südostasien: Sie dienen lokalen Firmen als wertvolle Wachstumsplattformen und internationalen Unternehmen als Tor in die jeweiligen Weltregionen. Seit diesem Jahr bereichern erstmals die ANKIROS und die GIFA Mexico das Portfolio – Unternehmer Galip Yarar stellt auf beiden Messen aus. 2019 hat er erstmals die GIFA in Düsseldorf besucht, um die internationale Ausrichtung seines Unternehmens TES-SAN weiter voranzutreiben. „Der Messebesuch in Deutschland war ein Schlüsselerlebnis. Wir haben hier viele wichtige Erkenntnisse gewonnen – über uns als Unternehmen, aber auch über die Branche“, sagt der CEO.

Bei der nächsten GIFA vier Jahre später war der türkische Produzent dann mit einem eigenen Stand vertreten – zum ersten Mal auf einer Messe außerhalb der Türkei. Dutzende neuer Kontakte wurden geknüpft, die zu weiteren Projekten in Lateinamerika, Europa und dem Nahen Osten führten. „Die GIFA in Düsseldorf hat viel dazu beigetragen, unser internationales Netzwerk auszubauen. Hier haben wir gelernt, global zu denken“, berichtet Yarar. Die auf der Messe geknüpften Kontakte aus Lateinamerika sind auch der Hauptgrund für die Teilnahme an der im Oktober anstehenden GIFA Mexico. Diese Veranstaltung ist für TES-SAN eine optimale Gelegenheit, regionale Unternehmen anzusprechen, neue Geschäftspartner zu gewinnen und die jeweiligen Produkte in den lokalen Markt einzuführen.

Das Beispiel TES-SAN zeigt, wie wichtig es ist, ein breites Messeangebot in unterschiedlichen, aber doch miteinander verbundenen Märkten anzubieten. Das Potenzial der Türkei und Mexiko, die ab diesem Jahr das Messe-Düsseldorf-Portfolio rund um „The Bright World of Metals“ ergänzen, ist enorm: So hat sich Mexiko als attraktiver Absatz- und Produktionsstandort mit einer stark wachsenden Wirtschaft etabliert. Durch das USMCA-Abkommen ist das Land gut in globale Lieferketten integriert und zieht internationale Investoren an, auch aus dem deutschen Maschinenbau. Dr. Timo Würz, Metallurgie-Experte beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), sieht die Entwicklung Mexikos für die Metallurgie- und Gießereibranche sehr vielversprechend, da es dort zahlreiche Abnehmer für Maschinen und Anlagen gibt. „Für Gießereimaschinen aus Deutschland gehört Mexiko seit vielen Jahren zu den zehn wichtigsten Absatzmärkten. Auch deutsche Exporteure von Hütten- und Walzwerksausrüstungen sowie Thermoprozesstechnik können in Mexiko auf langjährige Kundenbeziehungen bauen“, ergänzt der VDMA-Experte.

Die metallerzeugende und -verarbeitende Industrie des Landes wird mit ihren Hauptabnehmerbranchen eine immer wichtigere Rolle spielen, was wiederum eine steigende Nachfrage nach metallurgischen Maschinen und Anlagen mit sich bringt. „Vor diesem Hintergrund bietet die GIFA Mexico in Verbindung mit der FUNDIEXPO den Herstellern von Maschinen und Anlagen für die Metallurgie eine ideale Plattform, um ihre innovativen und nachhaltigen Technologien auf dem mexikanischen Markt in mehreren dynamischen Abnehmerbranchen weiter bekannt zu machen und bestehende Kundenbeziehungen zu vertiefen“, so Dr. Timo Würz.

All das hat auch Galip Yarar nach Mexiko gebracht. Sein Heimatmarkt Türkei, in dem die Messe Düsseldorf ihre Präsenz ausbaut, hat in den vergangenen Jahren ebenfalls durch ein starkes Wirtschaftswachstum auf sich aufmerksam gemacht. Trotz einer Dämpfung durch die Pandemie prognostiziert der IWF bis 2028 ein jährliches Wachstum von rund drei Prozent. Das Land zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer hat zuletzt massiv in den Bau von Wohnungen, Straßen, Brücken und Schienen investiert. Weitere Großprojekte befinden sich in Vorbereitung. Das führt insbesondere zu einer hohen Nachfrage nach Metallurgie- und Gießereiprodukten. „In den vergangenen zwei Jahren sind die Lieferungen des deutschen Maschinenbaus in die Türkei über alle Teilbranchen hinweg gewachsen. Vor allem Kunden aus dem Metallurgiemaschinen- und Anlagenbau haben in den Jahren 2022 und 2023 überdurchschnittlich in innovative Komponenten und Maschinen investiert – oft auf Basis langjähriger Geschäftsbeziehungen mit ihren Lieferanten aus Deutschland“, bewertet VDMA-Experte Dr. Timo Würz die Beziehungen zum Wachstumsmarkt Türkei. Für Galip Yarar und sein Unternehmen zahlt sich diese Entwicklung aus. Auch durch die starke Messe ANKIROS im Heimatmarkt, die durch die Verbindung zu „The Bright World of Metals“ noch mehr internationales Publikum anzieht.