Strategische Brückenköpfe: Weltweit expandieren – aber richtig

Multipolare Weltordnung, sich verlagernde Handelsströme und überall boomende Wachstumsmärkte: Für Unternehmen eröffnen sich dadurch große Chancen, aber auch Herausforderungen. Allein in großen aufstrebenden Volkswirtschaften wie China und Indien präsent zu sein, reicht nicht aus. Weltumspannend überzeugen neue, attraktive Märkte mit hohen Wachstumsraten und großem Potenzial. Dies steigert die Relevanz geografisch strategischer Brückenköpfe, die wichtige Wirtschaftsräume miteinander verbinden. Unternehmen, die hier aktiv werden, verschaffen sich Zugang zu vielfältigen Märkten.

Die Messe Düsseldorf hat beispielsweise ihr Engagement in drei besonderen Knotenpunkten ausgebaut. Die Türkei stellt die Schnittstelle zwischen Europa und Asien dar, Ägypten schlägt die Brücke zwischen Afrika und dem Mittleren Osten und Mexiko verbindet den anglo-amerikanischen und lateinamerikanischen Wirtschaftsraum. Alle drei Nationen stellen außerdem ihrerseits lukrative Märkte dar. Für die Türkei prognostiziert der Internationale Währungsfonds beispielsweise trotz pandemiebedingter Rückschläge bis 2028 ein jährliches Wachstum von etwa drei Prozent. Mit einem starken Binnenmarkt und einer bedeutenden Industriebasis bleibt die Türkei ein wichtiger Handelspartner. Dem Auswärtigen Amt zufolge erreichte das bilaterale Handelsvolumen beider Länder 2023 einen neuen Rekordwert in Höhe von 55 Milliarden Euro. In den vergangenen Jahren hat die Türkei zudem hohe Investitionen unter anderem in den Bau von Wohnungen, Straßen, Brücken und Schienenwegen getätigt. Weitere Großprojekte sind in Vorbereitung. Dies belegt das hohe Geschäftspotenzial für internationale Unternehmen und führt zu einer hohen Nachfrage nach Messen in der Region.

In der Türkei sind wir mit fünf Messen aktiv: neben der ANKIROS und ALUEXPO, auch mit der wire Eurasia, der Tube Eurasia und der TOS+H (Turkish Occupational Safety & Health Expo). Im Bereich der Metallurgie- und Gießereitechnik sowie Kabel, Drähte und Rohre sind wir auch in Mexiko eingestiegen – dieses Jahr zunächst mit der GIFA Mexico und wire Mexico, 2025 folgt die Tube Mexico. Günstige Produktionsbedingungen, die geografische Nähe zu den USA sowie das „United States-Mexico-Canada Agreement“ (USMCA) machen Mexiko zu einem attraktiven Standort für viele Unternehmen. Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) erreichten 2023 „Germany Trade & Invest“ (GTAI) zufolge ein Rekordhoch von 36,1 Milliarden US-Dollar und stiegen im ersten Quartal 2024 um weitere 9,1 Prozent. 

Mexiko als „Place to be”
Mexikos Brückenfunktion zeigt sich besonders in der Höhe der FDI aus den USA sowie im regen Handel zwischen beiden Ländern: Etwa die Hälfte der Investitionen stammen aus den benachbarten USA, so das mexikanische Wirtschaftsministerium (Secretaría de Economía). Deutschland trägt einen Anteil von neun Prozent (1,7 Milliarden US-Dollar) bei, insbesondere im Automobilsektor. Zudem avancierte Mexiko 2023 zum größten Handelspartner der USA, vor Kanada, China und Deutschland. Der bilaterale Handel erreichte ein Volumen von 803,3 Milliarden US-Dollar – weltweit hat kein anderes Länderpaar ein höheres Handelsvolumen. Über die 3.200 Kilometer lange Grenze zwischen beiden Ländern fließen GTAI zufolge täglich in beide Richtungen Waren im Wert von zwei Milliarden US-Dollar. Den wertvollen Beitrag, den dieser bilaterale Handel für die US-Wirtschaft leistet, wird die neue Regierung trotz aktueller Zolldiskussionen nicht aufgeben wollen.Der südliche Nachbar der Vereinigten Staaten wird seine Brückenfunktion daher mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nach dem Amtsantritt Donald Trumps als US-Präsident im Januar 2025 beibehalten. All diese Faktoren machen Mexiko zu einem idealen Standort für die Ausrichtung von Messen.

Gleiches gilt für Ägypten als Tor nach Afrika und zum Mittleren Osten. Uns gelang der erfolgreiche Markteintritt 2019 mit der pacprocess Middle East Africa (MEA), die zum globalen Portfolio der Düsseldorfer interpack, der Weltleitmesse der Verpackungsbranche und der verwandten Prozessindustrie zählt. 2022 fand parallel zur pacprocess MEA die Food Africa Cairo erstmals unter Mehrheitsbeteiligung der Messe Düsseldorf statt. Damit haben wir unser Portfolio in Ägypten entlang der Wertschöpfungskette erweitert – von der Verpackungs- zur Nahrungsmittelindustrie. Seit 2023 besetzen wir über die wire MEA, Tube MEA, GIFA MEA und METEC MEAauch die Themen Metallurgie, Gießereitechnik, Kabel, Drähte und Rohre in Ägypten. All diese Branchen spielen für die aktuellen Großinvestitionen in Ägypten eine wichtige Rolle. So hat die ägyptische Regierungsinfrastrukturprojekte angestoßen wie die 1.100 Kilometer lange elektrische Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke von Kairo nach Abu Simbel und Assuan. Einen wichtigen Impuls hat die Weltklimakonferenz COP27 im November 2022 im ägyptischen Scharm El Scheich gegeben. Dort kündigten Unternehmen Projekte mit einem Investitionsvolumen in dreistelliger Milliardenhöhe (US$) für grünen Wasser- und Kraftstoff sowie für Windkraft an.

Internationale Netzwerke für die Herausforderungen der Zukunft
Die drei Beispiele Ägypten, Türkei und Mexiko zeigen, wie sich in unserer dynamischen, vielfältigen Weltwirtschaft Märkte strategisch besetzen lassen. In einer Zeit, in der globale Unsicherheiten zunehmen, sind Flexibilität und Widerstandsfähigkeit entscheidende Faktoren für den Erfolg. Wir bauen starke und zugleich flexible internationale Netzwerke auf, die den Herausforderungen der Zukunft standhalten können. Wir verstehen uns dabei nicht nur als Veranstalter von Messen, sondern als Plattform und Netzwerk, das seine Kunden auf ihrem Weg in die Globalisierung begleitet, um die Chancen dieser vernetzten Welt voll ausschöpfen zu können.

Trotz der wirtschaftlichen und politischen Krisen der vergangenen Jahre bleibt die internationale Expansion ein wesentlicher Treiber für Wachstum, Innovation und Wohlstand in der heutigen Welt. Die Herausforderungen sind gewachsen, doch die Chancen überwiegen. Wir werden auch weiterhin alles daransetzen, unsere Kunden und Partner zu unterstützen und ihnen den Weg zu neuen Märkten zu ebnen. Denn nur wer bereit ist, neue Wege zu gehen und die Chancen der Globalisierung mutig zu ergreifen, wird langfristig erfolgreich sein.