Die Düsseldorfer Innenstadt macht in puncto Attraktivität schon vieles richtig. (Copyright: C. Tillmann)
EuroShop und Stadt Düsseldorf: So geht die Innenstadt der Zukunft
Innenstädte müssen in Zukunft mehr bieten als ein reines Einkaufserlebnis. Was genau lässt sich auf der internationalen Retailmesse EuroShop bestaunen – und im Düsseldorfer Stadtzentrum. Hier wird getestet, wie ein gelungenes Zusammenspiel aus Gastronomie, Kultur, Shopping und Nachhaltigkeit aussehen kann. Die Messe Düsseldorf spielt dabei eine wichtige Rolle.
Als Einkaufsmetropole hat Düsseldorf Tradition. Schon 1915 warben entlang der Königsallee rund einhundert Einzelhandelsgeschäfte um die Gunst von anspruchsvollen Kundinnen und Kunden. Mitte der 1950er wurde der Straßenbahnbetrieb auf der eleganten Shoppingmeile eingestellt, um den Besuchern das Bummeln zu erleichtern. Rund 20 Jahre verwandelte sich die berühmte Altstadt in eine Fußgängerzone; Anfang der 1990er entstand die Uferpromenade am Rhein, die den Besuch der Innenstadt noch attraktiver machte. Die Wandlungsfähigkeit Düsseldorfs zahlt sich aus: Jedes Jahr besuchen Hunderttausende die Landeshauptstadt von NRW. Selbst im Coronajahr 2021 wurden rund 1,9 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Touristen gezählt. Zahlen, die zeigen: Die Düsseldorfer City hat die Herausforderungen der vergangenen Jahre – wie den Boom des Onlinehandels, Corona und die Energiekrise – gut bewältigt. Sie ist nach wie vor der Ort, an dem die Menschen zusammenkommen; hier schlägt das Herz der Stadt.
Damit das auch in Zukunft so bleibt, gibt es Menschen wie Frank Hermsen. Als City Manager kümmert er sich um die Gegend rund um Königsallee, Schadowstraße und Altstadt, um sie noch attraktiver zu machen. Bedrohliche Leerstände, wie in manch anderen Städten, gebe es in Düsseldorf zwar nicht. Doch ganz ohne Folgen ist die Coronapandemie auch hier nicht geblieben. „Manche Händler und Gastronomen hat der Umsatzverlust so getroffen, dass sie ganz schließen mussten“, berichtet Hermsen. Um das Stadtzentrum zu stärken und zukunftsfähig zu machen, will der City Manager neue Wege gehen: „Wir dürfen die Innenstadt nicht mehr nur als reinen Konsumort betrachten. Sie muss multifunktionaler werden, ein Erlebnisort.“ Tatsächlich zeigen auch Studien, dass die reine Ausrichtung auf den Handel ins Leere führt. Laut „Deutschlandstudie Innenstadt 2022“ spielt vor allem für jüngere Menschen Shopping im Stadtzentrum nicht mehr die Hauptrolle. Neben guten Einkaufsmöglichkeiten wünschen sie sich grüne Plätze zum Verweilen, Coworking-Spaces, Gesundheitsdienstleistungen und Bildungseinrichtungen. Kurz gesagt: eine bunte Mischung.
Düsseldorf City Manager Frank Hermsen möchte die Innenstadt attraktiver machen. (Copyright: C. Tillmann)
Die Innenstadt der Zukunft ist auch Thema auf der weltgrößten Retailmesse EuroShop auf dem Düsseldorfer Messegelände. „Die EuroShop bietet für den Handel alle Instrumente, um ein stationäres Geschäft auch zukünftig im Sinne einer vitalen Innenstadt zu gestalten“, betont EuroShop Director Elke Moebius. Viele Erlebnisdimensionen der EuroShop wie Retail Marketing, Retail Technology, Shopfitting, Store Design & Visual Merchandising, aber auch Food Service Equipment für die Handelsgastronomie bilden Angebote ab, die Stores oder Einkaufszentren zu attraktiven Treffpunkten machen. Ein besonderes Highlight ist das Future Urban Lab, das gemeinsam mit den Messebesucherinnen und -besuchern neue Attraktivitätsfaktoren und Besuchsanlässe für die Städte von morgen zeigt und entwickelt. In den Bereichen Aufenthaltsqualität, Erlebnis, Digitalisierung, Mobilität und Nachhaltigkeit erarbeitet das Fachpublikum Highlights für vitale Innenstädte. Elke Moebius hebt den besonderen Charme des Konzepts hervor: „Hierfür kommen Legosteine zum Einsatz. Die Besucherinnen und Besucher platzieren sie an den Themeninseln, die sie am relevantesten erachten. An den entstehenden Türmen lassen sich einfach die Trendthemen ablesen.“
Die EuroShop bietet dem stationären Handel Möglichkeiten, um auch zukünftig vitale Innenstädte zu gestalten, sagt Director Elke Moebius. (Copyright: C. Tillmann)
Synergien schaffen
In der Düsseldorfer Innenstadt reagiert Frank Hermsen auf die zahlreichen Attraktivitätsfaktoren für Stadtzentren mit intensiver Netzwerkarbeit. Er bringt Akteurinnen und Akteure aus Stadtplanung, Kultur, Handel und Gastronomie zusammen. Gemeinsam entwickeln sie Ideen und Projekte, von denen alle Beteiligten profitieren. „Der Besuch unserer Innenstadt soll zum Event werden“, skizziert Frank Hermsen seine Vision. „Idealerweise kommen Menschen in die Stadt, um einzukaufen, danach ins Museum oder zu einer Veranstaltung zu gehen und den Tag dann in einer Bar oder einem Restaurant ausklingen zu lassen.“ Wer zwischendurch entspannen oder arbeiten möchte, findet überall im öffentlichen Raum grüne Oasen und moderne Working Spaces. Düsseldorf sei auf dem Weg zu diesem Ziel schon weit gekommen, meint Hermsen, nicht zuletzt wegen der guten Infrastruktur. „Dem Dorf in unserem Namen werden wir gerecht – und zwar im positiven Sinne. Wir haben das Glück, eine Großstadt zu sein, in der man dank der kurzen Wege trotzdem schnell von einem Highlight zum nächsten gelangen kann.“
Erfolgsfaktor Klimaschutz
Auch aus der Sicht von Sven Schulte macht Düsseldorf schon ziemlich viel richtig. Als Beispiel nennt der Referent für Handel und Stadtentwicklung der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf unter anderem die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel. Dieser macht sich auch in der Düsseldorfer City schon heute mit sehr hohen Temperaturen bemerkbar. Ein großes Problem, welches mit konstruktiven Lösungen angegangen wird: 2020 wurde die neu gebaute Geschäfts- und Büroimmobilie „K II“ auf Dach und Schrägmauern mit rund 30.000 Hainbuchen bepflanzt – die größte Grünfassade Europas. Ein Projekt, das nicht nur für bessere Luft und die Abkühlung der Innenstadt sorgt, weil die Pflanzen den Temperaturanstieg dämpfen. Auch architektonisch ist Düsseldorf damit um ein Highlight reicher geworden. Und es wird nicht das letzte sein, sagt Sven Schulte. „Solche Leuchtturmprojekte locken auch neue Investoren an.“ So sollen allein auf der Königsallee in den kommenden Jahren mehrere Milliarden Euro verbaut werden.
Laut IHK-Referent Sven Schulte macht die Stadt Düsseldorf schon einiges richtig. (Copyright: C. Tillmann)
Die Messe im Zentrum
Wie Frank Hermsen sehen auch Sven Schulte und die IHK die Vernetzung wichtiger Player als zentralen Erfolgsfaktor für die Innenstadt der Zukunft. Die Messe Düsseldorf als Besuchermagnet spielt dabei eine wichtige Rolle. Im Positionspapier „Perspektiven für die Düsseldorfer Innenstadt 2030“ empfiehlt die IHK zum Beispiel, in der City vermehrt Veranstaltungen und Aktionen anzubieten, die an das Messeprogramm anknüpfen. Das könnten Pop-up-Stores in leerstehenden Ladenlokalen, Sonderschauen auf der Kö oder thematisch passende Gastro-Events sein.
City Manager Frank Hermsen ist begeistert von solchen Ideen „Eine Stadt wird erst lebenswert, wenn sie immer im Wandel bleibt. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Bewohner aus, sondern auch auf die zahlreichen Besucher aus aller Welt, die zum Beispiel im Rahmen der Messen in unsere Stadt kommen. Für sie wird der Besuch der Innenstadt so noch spannender, denn sie können jedes Mal etwas Neues entdecken.“
So bleibt die Düsseldorfer Innenstadt l(i)ebenswert
1. Events mit internationaler Strahlkraft: Von regelmäßigen Straßenfesten bis hin zu mehrtägigen Kulturveranstaltungen wie dem Japan-Tag oder einmaligen Highlights wie dem Eurovision Song Contest oder der Tour de France – Düsseldorf bietet viel. In Zukunft sollen Events wie diese noch häufiger und regelmäßiger in der Landeshauptstadt stattfinden.
2. Verweilzonen mit Internetanschluss: Ausruhen oder arbeiten – Beides geht in den öffentlichen Verweilzonen, die die Stadt schaffen will. Sie zeichnen sich durch bequeme Sitzgelegenheiten und ein kostenloses und leistungsfähiges WLAN-Netz aus, das die ganze Innenstadt abdeckt.
3. Sicherheit geht vor: Die Innenstadt soll noch sicherer werden. Deshalb will die Stadtverwaltung rund eine halbe Million Euro in bessere Beleuchtung investieren und mehr Sicherheitspersonal in der City einsetzen.
4. Nachhaltig, bitte: Beim Bau neuer Gebäude werden viel Grün und Solaranlagen zum Standard. Das spektakuläre Hochhaus „Twist“ bekommt auf dem Dach sogar eine Landestation für strombetriebene Flugtaxen. Nicht zuletzt sollen Düsseldorfer Straßen in Zukunft hell gestrichen werden. Das bremst die Erwärmung der Innenstadt durch die Sonneneinstrahlung.
Die Zukunft des Handelsstandorts Innenstadt ist eines der Hot Topics der EuroShop 2023. Die internationale Leitmesse für Retail bietet innovative und nachhaltige Lösungen für den Handel.