Countdown zur XPONENTIAL: AUVSI-Chef Brian Wynne betont das hohe Potenzial unbemannter Systeme

Herr Wynne, woher kommt Ihre Faszination für unbemannte Systeme?

Ein Schlüsselerlebnis für mich war ein deutsches Zwillingspaar, das dank Drohnentechnik in einer umgebauten Badewanne herumflog. Das war einer von vielen Momenten in meiner Karriere, in denen die Technologie zu etwas für mich völlig Unerwartetem geführt hat. Mich bewegt die Frage, wie sie sich weiterentwickeln und in Zukunft nützlich sein wird. Bei unbemannten Systemen treffen viele verschiedene Technologien auf sehr unvorhersehbare Weise aufeinander und schaffen neue Möglichkeiten. Das macht sie so faszinierend für mich. Unbemannte Systeme werden in vielen Industriezweigen, in der Luft, am Boden und im maritimen Bereich, einen Umbruch bewirken – und zwar auf eine sehr positive und nutzendstiftende Weise.

In welchen Branchen spielen unbemannte Systeme bereits heute eine wichtige Rolle?

Bestes Beispiel ist die Filmindustrie: Wir alle profitieren davon, doch kaum jemand denkt hier an unbemannte Systeme. In fast jedem Film gibt es inzwischen Aufnahmen, die mit einer Drohne gemacht wurden. Drohnen und andere unbemannte Systeme bieten unglaubliche Möglichkeiten für viele Branchen – vom Bauwesen über die Landwirtschaft bis hin zu Öl und Gas. Sie lassen sich beispielweise für Inspektionen und Messungen in gefährlichen Umgebungen einsetzen, die bisher von Menschen vorgenommen werden mussten. So lassen sich Leben schützen oder sogar retten. Das haben wir zum Beispiel nach dem schrecklichen Erdbeben in der Türkei und in Syrien gesehen, als unbemannte Systeme geholfen haben, Menschen unter den Trümmern zu finden. In Verbindung mit künstlicher Intelligenz können unbemannte Systeme Aufgaben effizienter erledigen als Menschen. So können beispielsweise Versorgungsunternehmen erkennen, wo es ein Problem gibt und es schneller und einfacher lösen.

Wo sehen Sie das größte Wachstumspotenzial?

Das größte Potenzial liegt sicherlich im Warentransport. Hierfür brauchen wir Regeln, die die zunehmende Zahl von unbemannten Systemen im Luftraum, auf den Straßen und zu Wasser so in-tegrieren, dass sie sicher arbeiten und ihren größtmöglichen Nutzen entfalten können. Ein gutes Regelwerk wird viele neue Einsatzmöglichkeiten für unbemannte Systeme eröffnen, zum Beispiel den weitgehend elektrifizierten Warentransport sowohl innerhalb von Städten als auch an sehr abgelegene Orte.

Wie werden sich die unbemannten Systeme technisch weiterentwickeln? Erwarten Sie bahnbrechende Neuerungen oder ist eher eine kontinuierliche Entwicklung zu erwarten?

Das hängt vor allem davon ab, wie sich Energiespeicherung und künstliche Intelligenz weiterentwickeln werden. Beide Technologien haben in den vergangenen Jahren einen starken Fortschritt. Elektrofahrzeuge können beispielsweise immer größere Entfernungen zurücklegen und immer größere Lasten transportieren. Die Ladezeit von Batterien hat sich zudem verkürzt. Wir können also auf einen Elektrifizierungsschub hoffen. Das Gleiche gilt für künstliche Intelligenz. So können wir mit unbemannten Fahrzeugen und Systemen eine Welt anstreben, in der sie sich selbst steuern können. Eine Drohne erkennt zum Beispiel eine andere und weicht aus, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Oder sie ist Teil eines Systems, das einen sich abzeichnenden Unfall erkennt und der Drohne signalisiert, dass sie ausweichen muss. Solche Aktionen werden in Zukunft durch eine künstliche Intelligenz abgebildet, die steuert, wie unbemannte Fahrzeuge aufeinander reagieren. Dies sind beides Beispiele für Technologien, die sich weiterentwickeln und von denen wir profitieren werden.

Welches sind geografisch gesehen die interessantesten Märkte für unbemannte Systeme? Wie sehen Sie insbesondere den europäischen Markt?

Es steht außer Frage, dass der US-Markt der größte Markt ist. Als Organisation haben wir uns bisher auf die USA konzentriert, und es gibt dort immer noch eine fast unbegrenzte Zahl von Bran-chen und Unternehmen, die in Zukunft unbemannte Technologien nutzen werden. Aber auch außerhalb der USA gibt es einen riesigen Markt. Besonders groß ist das Potenzial in Europa und dort vor allem in Deutschland mit seinen vielen Industriezweigen.

Sie haben die XPONENTIAL ins Leben gerufen, die weltweit größte Messe für unbemannte Systeme und Robotik. Wie hat sich die Messe seit ihrem Start verändert?

Die XPONENTIAL hat sich im Laufe der Zeit zunehmend auf die kommerzielle Nutzung unbemannter Technologien ausgerichtet. Heute treffen sich auf der Messe Menschen aus ganz unterschiedlichen Branchen, um Ideen auszutauschen und voneinander zu lernen. Hierzu gehören Experten für die technische Entwicklung und die Anwendung unbemannter Technologie. Hinzu kommen viele Besucherinnen und Besucher, die diese Technologien kommerziell einsetzen wollen und nach Lösungen suchen. Die XPONENTIAL hat sich seit ihrer Gründung klar etabliert, da die Produkte, die wir ausstellen, besser und leichter verfügbar geworden sind und auch die Nachfrage danach stetig wächst.

Seit 2022 ist die Messe Düsseldorf Partner der XPONENTIAL. Warum sind Sie diese Partnerschaft eingegangen?

Wir wollen in den USA sowie international expandieren und haben hierfür nach einem idealen Partner gesucht. Die Messe Düsseldorf hat sich durchgesetzt mit ihrer sehr leistungsfähigen Orga-nisation und starken Reichweite in den vertikalen Märkten, die wir erreichen wollen. International ist unser wichtigstes Ziel Europa, und in Europa sind die Industrieunternehmen im Herzen Deutschlands die wichtigste Zielgruppe. Die Messe Düsseldorf ist ausgezeichnet aufgestellt, um diese Ziele zu erreichen, und damit der perfekte Partner für uns.

Was werden die Highlights der kommenden XPONENTIAL in Denver sein?

Die XPONENTIAL entwickelt sich zusammen mit ihren ausstellenden Unternehmen sowie Besucherinnen und Besuchern weiter. Autonome Fahrzeuge und Systeme spielen eine immer wichtigere Rolle, und deshalb wollen wir dieses Jahr während der Messe eine Roadmap für Autonomie entwickeln. Dabei konzentrieren wir uns auf Unternehmen, die nach Möglichkeiten suchen, autonome unbemannte Technologien in ihre eigenen vertikalen Märkte zu integrieren. Wir informieren sie darüber, wie man autonome Fahrzeuge und Systeme in der jeweiligen Branche einsetzen kann, wie man daraus neue Geschäftsmöglichkeiten entwickelt, welche Sicherheitssysteme notwendig sind und wie man sie implementiert. Weitere wichtige Themen auf der XPONENTIAL sind Cybersicherheit und Datenmanagement. Unbemannte Geräte und Systeme erfassen große Datenmengen. Wir suchen nach neuen Wegen, um die Erfassung und die anschließende Nutzung dieser Daten zu standardisieren Das Thema Cybersicherheit ist besonders wichtig, weil wir so sehr von unserer Elektronik abhängig sind. Es darf keine Möglichkeiten geben, sich in unbemannte Fahrzeuge und Systeme einzuhacken. Wir haben deshalb ein sehr spezifisches Programm gestartet, um Zertifizierungen für verschiedene unbemannte Systeme und Produkte zu entwickeln.

Die XPONENTIAL wird in nicht allzu ferner Zukunft nach Europa kommen: Was versprechen Sie sich von diesem Schritt? Und was kann das europäische Publikum erwarten?

Wir arbeiten derzeit noch an den Details, so dass ich Ihnen noch nicht allzu viele Informationen geben kann. Was ich sagen kann, ist, dass sie in Düsseldorf stattfinden definitiv ein neues Projekt darstellen wird – eine wirklich europäische Messe, die eine Geschäfts- und Networkingplattform für die europäischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Experten rund um unbemannte Technologien bietet. Die Messe wird üblicherweise von einer Konferenz begleitet. Wir wollen den Dialog nicht nur über den Atlantik, sondern weltweit fördern. Unbemannte Technologien entwickeln sich sehr schnell zum Mainstream, und viele Unternehmen und Branchen sind daran beteiligt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um alle, die an diesem Markt teilnehmen, in Europa zu versammeln.